Oktober 2016

01. Oktober 2016
Andacht Oktober 2016

Ein Ort, um Gott zu begegnen?

Mitte September war ich eine Woche in den Alpen unterwegs: Grandiose Landschaften, unfassbare Ruhe, der Kampf Mann gegen Berg! – es war eine v(t)olle Woche! Wer je einmal oben auf einem Berg gewesen ist, wird die Erfahrung gemacht haben: Die Welt sieht viel kleiner aus, man fühlt sich etwas abgehoben. Als Mensch fühlt man sich ganz klein und ganz groß gleichzeitig. Und man fühlt sich seinem Gott näher.

 

Berge spielen auch bei den Menschen in der Bibel eine große Rolle. Die Arche landete auf einem hohen Berg- ein Neuanfang war möglich. Auf dem Berg Sinai hat Moses die 10 Gebote von Gott empfangen. Und in Jerusalem ist der Berg Zion das Zentrum. Hier war Abraham bereit seinen Sohn zu opfern, Gott braucht so ein Opfer aber nicht! - hierher kam David, um mit Gott zu reden und an diese Stelle baute sein Sohn Salomo den Tempel, das Zentrum des Volkes Israel. In der Bibel sind Berge oft besondere Orte der Gottesbegegnung. Menschen suchen Abstand von der Welt und begeben sich in die Nähe Gottes!

 

Was machst du, wenn du einmal allein sein willst? Vielleicht waren Leute fies zu dir? Oder sie haben über dich gelacht? Oder eine Zensur ist nicht so gut geworden. Oder jemand war ungerecht. Oder du bist einfach nur erschöpft und willst keine Menschenseele sehen! Dann ziehst du dich in dein Zimmer zurück. Oder du gehst in den Garten. Oder du setzt dich vor den Fernseher oder den PC oder hörst Musik. Auch Berge sind gute Orte, um sich einmal zurückzuziehen und Abstand von der Welt zu gewinnen, aber die gibt es hier nicht so.

 

Wusstest du, dass auch Jesus immer wieder Abstand gesucht hat? Gerne suchte er dazu Berge auf, um einmal für sich zu sein. Er hatte ja kein eigenes Zimmer wie du wahrscheinlich. Die Bibel erzählt uns öfter davon.

Auch wenn Jesus zu den Menschen gesprochen hat, ist er gern auf einen kleinen Berg gegangen, dass alle ihn gut sehen und hören konnten. Wie auf einer Kirchenkanzel. Seine wichtigste Rede heißt deshalb auch die Bergpredigt. Aber manchmal brauchte Jesus auch Zeit für sich. Dann ist er ebenfalls auf einen Berg gestiegen und die Jünger durften nicht mitkommen. Und als Jesus wusste, dass er sterben musste, hat er die ganze Nacht gebetet- natürlich auf einem Berg: dem Ölberg, der direkt vor Jerusalem liegt.

 

Du siehst also: Für die Menschen der Bibel wie auch für Jesus waren Berge ganz wichtig: um einmal Zeit für sich zu haben, zu Gott zu beten, um zu den Menschen von Gott zu reden. Für uns Flachländer ist es nicht unbedingt wichtig, auf einen Berg zu steigen, obwohl das natürlich schön ist (siehe oben). Wichtig ist es aber, von Zeit zu Zeit einmal Abstand vom Alltäglichen zu bekommen, um das was uns begegnet und das, was wir tun einmal sozusagen von oben zu betrachten. Und uns näher zu Gott zu begeben. Das kann in einem Gottesdienst sein, auf einer Jugendfreizeit, oder vielleicht auch in der Jugendgruppe. Wie Jesus steigen wir wieder vom Berg herunter – hoffentlich als eine andere/ als ein anderer als wir aufgestiegen sind. Amen. 

von Diakon Detlev Dormeyer