Sammy, das schwarze Schaf
Diese Geschichte kennt kaum jemand. Vielleichthat das seinen Grund darin, dass sie von einem schwarzen Schaf handelt. Schwarze Schafe sieht man nachts so schlecht – und in einem dunklem Stall schon gar nicht.
Genau das kann manchmal richtig nützlich sein.
Die Hirten auf dem Feld vor Bethlehem waren gar nicht begeistert davon, Sammy in ihrer Herde zu haben. Obwohl er das einzige schwarze Schaf und somit etwas Besonderes war. Schwarze Wolle brachte nämlich keinen guten Preis, weil man sie schlecht färben konnte. Die weißen Schafe wurden von den Hirten gehegt und gepflegt. Deren Wolle konnte man nach Belieben einfärben. Rot, gelb, blau, - wie es eben gerade Mode war. Weiße Wolle brachte den Hirten gutes Geld ein. Die schwarze Wolle wurden sie kaum los.
Und so musste sich Sammy einiges gefallen lassen. Die Hirten kümmerten sich nicht um ihn oder reagierten ihre schlechte Laune an ihm ab. Auch die weißen Schafe waren nicht besonders nett zu ihm. Sie blökten schlecht über Sammy, traten ihm unauffällig gegen seine dünnen Beine und schubsten ihn vom Futtertrog oder von den Stellen mit dem fetten Gras weg. Ihren Jungen erzählten sie, dass es die Bosheit wäre, die ein Schaf schwarz werden lässt. Oder die Dummheit. So war Sammy oft einsam und dazu noch ziemlich dünn.
An jenem Abend, als ihnen der Engel erschien, schliefen bereits fast alle. Was dann geschah, ist den meisten Menschen bekannt. Was viele nicht wissen: Sammy war auch dabei, als die Hirten das Kind im Stall und seine Eltern besuchten und die Geschenke brachten – auch weiche, weiße Wolle. Sammy war so neugierig und befürchtete, die anderen Schafe würden ihn nicht nach vorne lassen. So drückte er sich zwischen Josef, dem Ochsen und dem Esel vorbei in eine Ecke des Stalls. Von dort konnte er alles genau beobachten. Vor allem das Christuskind. Einmal blinzelte das Kind in der Krippe Sammy sogar zu und er war selig vor Freude.
Irgendwann wurde Maria das Getümmel der Schafe und Hirten zu bunt. Das Kind brauchte dringend Schlaf – und sie selbst vielleicht noch mehr – nach all den Strapazen der letzten Wochen. Maria bat alle Gäste, Menschen und Schafe, nach Hause zu gehen. Als alle fort waren, schloss sie die Tür, stillte das Kind und legte es in die Krippe. Sie kuschelte sich an Josef, löschte die Laterne aus und schlief ein. Dass der Sammy immer noch in der Ecke des Stalls lag, das hatte Maria gar nicht bemerkt. Er war ja schwarz. Und im Stall war es trotz Laterne ziemlich schummrig und in Sammys Ecke erst recht. Nun schliefen alle im Stall. Alle außer Sammy. Er pirschte sich nun leise zu der Futterkrippe vor, in der das Christuskind lag. Sanft stupste Sammy das Baby mit seiner warmen, feuchten Nase an. Es war noch wach und griff mit seinen kleinen Händen in sein weiches Fell. Sammy wagte kaum, sich zu bewegen. So hielt er das Kind mit seinem Atem und seiner warmen Wolle kuschelig warm – bis zum Morgen. Und weil der kleine Jesus sich auf Anhieb so gut mit dem schwarzen Schaf verstand, schlossen auch Maria und Josef ihn schnell in ihr Herz. Sammy durfte bleiben. Er stand ab jetzt neben dem Ochsen und dem Esel im Stall. Von da an hatte Jesus ein Herz für schwarze Schafe.
Ich liebe Geschichten mit happyend - besonders in der Adventszeit - , wie diese Geschichte vom schwarzen Schaf Sammy. Eine schöne Weihnachtsgeschichte. Bald ist Weihnachten und wir feiern, dass Gott in unsere Welt gekommen ist. In unsere Welt, in der es so viel Einsamkeit und Streit gibt, so viel Leid. Gott sendet seinen Sohn Jesus in diese Welt, um sie ein wenig zu erhellen. In dieser Geschichte fängt Jesus gleich als kleines Baby damit an. Er macht den traurigen und einsamen Sammy glücklich. Wie schön ist das denn?! Sooooo schön. Ich habe mich gefragt, warum diese Geschichte mich so sehr anrührt. Und dann stelle ich bei mir eine tiefe Sehnsucht nach heiler Welt fest, einer Welt, in der Friede und Freude herrschen. Und vor Weihnachten noch ein bisschen mehr als sonst. Diese Welt wird hier für Sammy wahr.
Und ich stelle fest, dass ich schwarze Schafe sehr sympathisch finde - vielleicht, weil ich nicht umhin kann, mich manchmal auch so zu fühlen. Von Beginn an bin ich auf Sammys Seite und finde das Verhalten der „normalen“ Schafe und der Hirten alles andere als nett. Sie schauen nur auf das Äußere, bzw. den Wert der Wolle. Da tut es gut, dass jemand den Sammy so sieht wie er ist. Das wünsche ich mir auch für mich und andere. Dass wir einander annehmen, wie Jesus das uns hier vormacht.
Das ist Weihnachen: Jesus kommt in unsere Welt, will mit uns leben. Mit jedem - schwarze Schafe aller Arten inbegriffen.