Ein falsches Zeugnis
„Leise rieselt die Vier
auf das Zeugnispapier,
hört nur, wie lieblich es schallt,
wenn Vaters Ohrfeige knallt …“
Ich habe sie noch im Ohr, die Melodie dieses kleinen Spottverses. Und ich erinnere mich noch an das Gefühl, als ich mit meinem Zeugnis nach Hause kam: Sicher, manche Noten waren in Ordnung. Aber ich wusste auch: Ich war wieder faul gewesen. Ich hätte mehr für die Schule tun können. Aber ich hatte einfach keine Lust. Anderes war mir wichtiger: Die Freunde, die Musik, oder einfach nur chillen – auch wenn man dieses Wort damals noch nicht verwendet hat.
Ende Januar, Anfang Februar gab und gibt es Zeugnisse: Halbjahreszeugnisse. – Was sagen die über mich aus ? Meine Note in Deutsch, in Sport oder in Religion – was sagt die darüber aus, was für ein Mensch ich bin ? Ist die Schulnote gerecht ? Wird die Note mir als Mensch gerecht ?
Die Bibel sagt: „Du sollst nicht falsch Zeugnis reden gegen deinen Nächsten“. Das ist sogar eines der zehn Gebote. – Zeugnisse schon in der Bibel ? – Nein, da geht es nicht um Schule, die gab es damals noch gar nicht. Es geht um Wahrheit. Und es geht um Ehrlichkeit: Ein Zeugnis ist eine Aussage, eine Zeugenaussage sozusagen. Eine Aussage darüber, was ich wie gut kann – oder eben auch nicht. – Und „falsch Zeugnis“ ist eine falsche Aussage: Eine Lüge also.
Lügen, Unehrlichkeit und falsche Aussagen zerstören das Vertrauen. Sie zerstören Beziehungen: In den Familien und in Freundschaften. – Deshalb: Sei ehrlich. Rede die Wahrheit. Oder halte besser deinen Mund, bevor du in Versuchung kommst, die Unwahrheit zu sagen. – Aber mach deinen Mund weit auf: Wenn gelästert und gemobbt wird, dann halte dagegen, nimm Andere in Schutz, stimme nicht ein in den Chor der Lästerer.
Und das Schulzeugnis ? Klar ist ein gutes Zeugnis schöner als ein schlechtes. Aber kein Zeugnis sagt etwas über deine Persönlichkeit aus. – Das beste Zeugnis stellt dir Gott selbst aus: „Ich habe dich lieb, so wie du bist !“
~Klaus Volkhardt, Kreisjugendpastor